Philosophie Convent

Intuition und Schöpferkraft

Vor mehr als 2.000 Jahren sagte der Philosoph Sokrates durch die Blume: „Ich weiß, dass ich nicht weiß.“ Dieser Satz deutet an, dass intuitive Ideen durch Nichtwissen entstehen, denn altes Wissen gehört in die Schubladen des Verstandes und Nichtwissen auf den Tisch der Weisheit. Wenn wir im Dickicht des Altbekannten verharren, schöpfen wir nichts Neues, denn ausgetretene Pfade führen nicht zur Innovation - das elektrische Licht wurde nicht durch die Optimierung der Kerze erfunden. Was bisher bekannt ist, wissen wir, was zukünftig bekannt wird, können wir noch nicht wissen, doch Jetzt ist alles möglich, um intuitive Ideen zu schöpfen.

Um Probleme zu lösen oder etwas ganz Neues zu erfinden, können wir die schöpferischen Regeln im Spiel des Lebens beachten und alle erdenklichen Möglichkeiten zur intuitiven Lösungsfindung graphisch darstellen, zum Beispiel mit einem morphologischen Kasten, der „Zwickybox“ genannt wird. Jeder ein Genie lautet der Titel eines Buches von Fritz Zwicky und dafür können wir im kreativen Flow auf die intuitive Stimme hören. Albert Einstein gibt diesbezüglich den Hinweis: „Der intuitive Geist ist ein heiliges Geschenk und der rationale Geist ein treuer Diener. Wir haben eine Gesellschaft geschaffen, die den Diener ehrt und das Geschenk vergessen hat.“

Intuition ist das Sprungbrett für ganz neue Ideen und wir können intuitiv etwas ahnen, dessen Ergebnis noch völlig unbekannt ist. Ohne die intuitive Ahnung könnten wir nichts Neues entdecken und es gäbe somit auch keine innovative Weiterentwicklung. Durch den intuitiven Geist können wir etwas ganz Neues aus dem Ozean des Nichtwissens schöpfen, das nicht mehr in den alten Rahmen passt. Wenn es wirklich darauf ankommt, schöpferische Geistesblitze zu entzünden, können wir den intuitiven Geist wirken lassen.

Der Philosoph Henri Bergson beschreibt das intuitive Geschehen in seinem Werk Schöpferische Evolution so: „Auf dem Weg der Wissenschaft, die ihr Werk ist, wird die Intelligenz uns die Geheimnisse der physikalischen Vorgänge nach und nach immer restloser enthüllen; vom Leben hingegen bringt sie uns lediglich - und auch nur darauf erhebt sie übrigens einen Anspruch - eine Übersetzung in die Kategorien der Leblosigkeit. Ins Innere des Lebens selbst jedoch würde uns die Intuition führen, will sagen der interesselose, seiner selbst bewußt gewordene Instinkt, der fähig wäre, über seinen Gegenstand zu reflektieren und ihn endlos zu erweitern.“